und
Bibliotheksgut im Blickfeld der großen Kulturschutztagung
1942
Beobachtungen beim Schutz historischer Schlösser
(Auszug)
Ref. erwähnt zunächst verschiedene Schwierigkeiten allgemeiner Art, wie sie bei der Durchführung von Schutzmaßnahmen auch für die Staatlichen Schlösser (und Gärten) immer wieder auftreten.
Besondere Sorge bereitet u. a. die Erhaltung einer Mindestzahl von Kräften des Erweiterten Selbstschutzes, die im Brandfalle als Lösdimannschaften zur Verfügung stehen. Die eigene Gefolgschaft reicht hierzu in der Regel nicht aus. Die Schlösserverwaltung ist daher, um zusätzliche Kräfte zu gewinnen, hauptsächlich auf die Unterstützung militärischer Stellen angewiesen gewesen. So wird z. B. in dem schon wegen seiner Lage stark bedrohten und u. a. wegen der kaum zugänglichen Zwischenböden seines ohnehin unübersichtlichen riesigen Dadageschosses überaus feuergefährdeten Berliner Stadtschloß die Wachmannschaft neuerdings ständig durch einen kleinen Trupp von Soldaten verstärkt. Von großer Bedeutung ist, daß die Leute nicht zu oft wechseln, daß in jedem Falle immer einige Männer zugegen sind, die über das zu schützende Gebäude, namentlich die Dachräume, möglichst genau unterrichtet sind. — Sodann ist dafür zu sorgen, daß auch in den Dadiräumen Beleuchtungsmöglichkeit besteht, damit sich die Wach- und Löschmannschaften bei nächtlidien Angriffen, vor allem bei Brandverdacht und -gefahr, überall rasch zurechtfinden können.
Der Redner teilte Näheres über den Brand des Kasseler Residenzschlosses mit und erklärt, daß seiner Ansicht nach vor allem drei Umstände an der Vernichtung des Baues und seiner kostbaren Ausstattung wesentlichen Anteil gehabt haben: die zu schwache Brandwache bzw. Löschmannschaft, der schon früh eingetretene Ausfall der Wasserzufuhr bzw. der Mangel an Ersatz-Wasserbehältern sowie die Unzulänglichkeit der Brandmauer am benachbarten Warenhaus.
Für die Potsdamer Schlösser sind fahrbare Magirus-Motorspritzen beschafft, in Sanssouci alle Fenster des Hauptbaues vermauert worden u. a. m.
Der Vortragende äußert in diesem Zusammenhang Bedenken gegen eine völlige Sperrung der auch heute noch stark besuchten Berlin-Potsdamer Schlösser für Besucher, sieht sich jetzt allerdings vor die Notwendigkeit gestellt, eine große Zahl von z. T. noch an Ort und Stelle befindlichen wertvollen Bildern, Möbeln usw. herauszunehmen und zu bergen, d. h. die Schauräume weitgehend zu entleeren. Ein Ausbau der Boiserien läßt sich freilich kaum, ein Ausbau der Stuckdekorationen überhaupt nicht ermöglichen — so daß deren Sicherung im allgemeinen entfällt —, zumal die zur Bergung erforderlichen Fachkräfte heute fehlen.
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