Aus der Serie "Leserbriefe zum Bernsteinzimmer" veröffentlicht die Südthüringer Jonastal Gesellschaft für Bernsteinzimmerforschung (STJGFB) an dieser Stelle exclusiv die Reaktion des Gustav Adolf Richter vom 5.8.1963.
Mit Sicherheit vernichtet
Den Aufsatz “Das
verschollene Bernsteinzimmer” (F.A.Z. vom 18. Juli) habe ich mit besonderem Interesse
gelesen. Ich selbst bin im Juni 1945 mit Dr. Alfred Rohde zusammengetroffen,
der damals im Auftrag der Russen im Gebaeude des Staatsarchivs Koenigsberg –
eines der wenigen noch erhaltenen Gebaeude der Stadt – aus demTruemmerfeld der
Stadt zusammengetragene Kunstgegenstaende sichtete. Bei dieser Gelegenheit erzaehlte
mir Dr. Rohde auf meine diesbezuegliche Frage, wonach die Kunstsammlungen der
Stadt Koenigsberg, darunter der bedeutende Bestand an Oelbildern Lovis Corinths,
die auf einem Schloss (meiner Erinnerung nach im Ermland gelegen) ausgelagert gewesen
seien, durch Brandschatzungen des russischenMilitaers voellig vernichtet worden
seien. In diesem Zusammenhang erwaehnte er auch das besagte Bernsteinzimmer,
das das gleiche Schicksal erlitten habe. Aus der Formulierung der Mitteilungen
Dr. Rohdes muss ich schliessen, dass er damals mit Sicherheit wusste, dass das
Zimmer vernichtet war. Dass, wie es in dem F.A.Z.-Aufsatz heisst, Dr. Rohde
brieflich erklaert habe, die das Bernsteinzimmer aufbewahrenden Kisten haetten sich
noch am 5. April 1945 auf Schloss Wildenhoff, also weit in der Provinz,
befunden, ist voellig unwahrscheinlich. Denn Koenigsberg fiel am 9. April 1945.
Am 7. April begannen die Strassenkaempfe, und seit Wochen war die Stadt fest
eingeschlossen und von dem uebrigen Ostpreussen, jedenfalls soweit es suedlich
der Stadtgrenze begann, gaenzlich abgeschnitten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen